
Die Ennigerloher Windmühle ist von der Bauart eine Holländerwallmühle mit Durchfahrt. Die Holländerwindmühlen zeichnen sich dadurch aus, dass man die Ausrichtung der Flügel gemeinsam mit der Kappe in der Richtung verstellen kann. Der Korpus der Mühle dreht sich dabei nicht mit. Weitere Merkmale sind der Wall um die Mühle, der dazu dient, die statischen Kräfte auf das Mauerwerk aufzunehmen und ein im Gebäude liegender Drehmechanismus, weshalb man die Mühle auch als Binnendreher bezeichnet.
Die Durchfahrt
Die Durchfahrt diente früher dazu, dass Getreide zum Mahlen mit Pferdefuhrwerken oder Handwagen anzuliefern und das fertige Mehl und Kleie abzuholen. Die schweren Säcke konnten durch mit Windkraft angetriebene Umlenkrollen ab- und aufgeladen werden. Die Mauerstärke der Durchfahrt liegt bei 1,65 m.
Im Heizungsraum befindet sich eine neue Gasheizung die auch die zusätzlich eingebaute Begleitheizung umfasst. Eine solche Begleitheizung mit niedrigen Temperaturen besteht aus Schlauchleitungen, die um die Balken herum im Mauerwerk verlegt sind, um die Balken vor eindringender Nässe zu schützen.
Dadurch entsteht in den Räumen zusätzlich eine angenehme Grundtemperatur.
Der Mehlboden
Von außen gelangt man über eine Treppe zum Mehlboden.
Dieser hat seinen Namen der Tatsache zu verdanken, dass dort das gemahlene Mehl bis zur Abholung gelagert wurde. Das Mehl wurde auf dem darüber liegendem Steinboden gemahlen und gelangte über eine Rutsche auf dem Mehlboden wo es in Säcke gefüllt wurde. Die Mauern sind hier noch 1,30 m dick. In einem Deckenbalken ist die Inschrift der Erbauer der Mühle zu lesen: „G. Franzgrote und Ehefrau Anna geb. Niehaus 1869“
Der Steinboden
Über eine Holztreppe mit Luke erreicht man den Steinboden. In einer Nische im Mauerwerk, das hier noch 1 m dick ist, lagerte der Müller früher seine Werkzeuge und Essenvorräte.
Hier befinden sich die Mühle mit zwei übereinander liegenden Mahlsteinen und die Bütte zum Auffangen des Mehles. Ferner gibt es einen Elevator für den mehrfachen Mahlgang und eine Rutsche zur Ableitung des Mehles zum Mehlboden.
Das Räderwerk
Die Mühlenkappe und damit die Flügel lassen sich in den Wind drehen, um eine optimale Ausnutzung der Windkraft zu erreichen.
Die Flügel (1) sind mit der 5 m langen Flügelwelle (4) verbunden die in einer Mulde auf dem „Katzenstein“ (2) lagert.
Das mit der Flügelwelle verbundene Kammrad (3), greift in den Bunkler (5), der die senkrechte Königswelle (9) antreibt.
Die Königswelle steht auf einem Fußlager und treibt über das Stirnrad (10) das Stockrad und somit die Mahlspindel an.
Die Mahlspindel trägt und treibt den oberen Stein, den Läuferstein (12), an. Der untere Mahlstein ist der Bodenstein (13), der auf dem Fußboden liegt.
Die Mahlspindel geht durch eine Öffnung des Bodensteines und wird unter dem Deckenbalken von einem Fußlager getragen.
Das Mahlgut wird über einen Sackaufzug auf den Steinboden gezogen und läuft über einen Trichter zwischen die Mahlsteine um dort gemahlen zu werden.
Das fertige Mehl gelangte über eine Rutsche (Nr. 16) auf dem Mehlboden und wird in Säcke abgefüllt.
Um die Kappe mit den Flügeln in den Wind zu drehen (oder heraus) musste der Mülle die Mühle nicht verlassen, denn die Ennigerloher Windmühle ist ein Binnendreher. Dieses modernere System gibt es im lippisch-westfälischen Raum nur bei drei Mühlen.
Bei einem Binnendreher kann vom Müller die Mühle im Inneren bedienen, während der sonst weit verbreitete Steertdreher nur im Außenbereich bedient werden kann.
Die an der Südseite befindliche Haspel (7) für den Kappendrehmechanismus treibt fünf Zahnräder an. Das obere Zahnrad greift in den Zahnkranz unter der Kappe und bringt diese und somit die Flügel in die richtige Position zum Wind.
Unter der zweiten Haspel (14) befindet sich der Sackaufzug, der manuell mit Muskelkraft betrieben werden kann, der aber auch in den Betrieb der laufenden Mühle in die Königswelle eingekuppelt werden kann damit die Säcke durch Windkraft auf den Steinboden befördert werden.
Die Bewegung der Flügelwelle wird gebremst durch eine auf dem Kammrad (3) aufliegende Felgenbremse, die über den Bremsbalken (8) angehoben bzw. aufgedrückt wird. Betätigt wird die Bremse (6) durch eine Kette, die außen am Mühlengebäude abgelassen werden muss und außerhalb der Mühle auf dem Wall bedient wird.
Um Wartungsarbeiten an den Mahlsteinen, wie z.B. das Nachschlagen der Furchen auf dem Stein durchführen zu können, befindet sich auf dem Steinboden noch der Steinkran (15), mit dem die Mahlsteine angehoben und gedreht werden können.
Der Mahlvorgang
Die Königswelle über das Stirnrad (10) treibt auch die Steinwelle (12) an, die bedarfsweise ein- oder ausgekuppelt werden kann. Die Mahlspindel trägt und treibt den oberen Stein, den Läuferstein, an. Der untere Mahlstein ist der Bodenstein der auf dem Fußboden liegt. Die Mahlspindel geht durch eine Öffnung des Bodensteines und wird unter dem Deckenbalken von einem Fußlager getragen.
Das Mahlgut wird innerhalb der Mühle über einen Sackaufzug von der Durchfahrt auf den Steinboden gezogen. Dort werden die Säcke geöffnet und in einen Trichter geschüttet. Über die Dosierschütte, die durch die Drehung der Mahlspindel gerüttelt wird, läuft das Mahlgut in die Öffnung des Läufersteins und gelangt so zwischen die beiden Mahlstein, wo es gemahlen wird. Durch die Bewegung des Mahlsteins wird das Mahlgut nach außen zum Büttenrand und dann zum Auslass befördert. Von dort gelangt das fertige Mehl über eine Rutsche (16) auf dem Mehlboden und wird dort in Säcke abgefüllt.
Auf dem Steinboden der an Bütte und auf dem Mehlboden an der Rutsche befindet sich jeweils ein Handrad, mit den der Mahlspalt zwischen den beiden Mahlsteinen eingestellt werden kann, um ihn den jeweiligen Arbeitsbedingungen anzupassen und somit die Produktqualität einzustellen.
