Unsere Mühle

Geschichte der Mühle

Es ist nicht bekannt wann hier auf dem „Mühlengeist“, früher Windmühlengeist, so heißt die Flurbezeichnung, die erste Mühle gebaut wurde, die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1498. In der Ennigerloher Chronik heißt es, dass der bischöfliche Amtmann aus Stromberg im Jahr 1574 angeordnet hat, die Mühle in einem guten Zustand zu erhalten, daraufhin fanden in den Jahren 1577 und 1600 an der Mühle größere Reparaturen statt.

Wahrscheinlich ist die Mühle im 30-jährigen Krieg von 1618 bis 1648 zerstört worden, denn sie wurde im Jahr 1628 für 300 Taler wieder aufgebaut. Bei einem Sturm im Jahr 1706 zerbrachen die Flügel, der erneute Aufbau der Mühle fällt in das Jahr 1733. Im Jahr 1810 ereignete sich in der Mühle ein tödlicher Unfall, als der Sohn des Pächters Wilbrand in das Räderwerk gerissen wurde. Später kam auch noch der Kötter Pahlenkemper auf die gleiche Weise ums Leben. Die Mühle befand sich bis zum Jahr 1837, ebenso wie der Hof Schulze Ennigerloh im Besitz des Bischofs von Münster. Der Hof Schulze Ennigerloh war ein so genannter „Oberhof“, und die Stellung des Eigentümers, kam dem Status eines Adeligen fast gleich. Der Hof Schulze Ennigerloh wurde im Zuge der „Bauernbefreiung“ im Jahr 1837 frei. Anschließend im Jahr 1838 erwarb der Besitzer des Hofes Schulze Ennigerloh die Mühle. Unverständlich ist, wieso der Hof Schulze Ennigerloh im Jahr 1853 eine Dampfmühle an der Mühlenstraße baute und damit seiner früher gekauften Windmühle, Konkurrenz machte. Die „Herrlichkeit“ des Hofes Schulze Ennigerloh ging Mitte des 19. Jahrhunderts unter, und der ganze Besitz, mit Gebäuden, Vieh, Land und auch die Mühle, mussten verkauft werden. Im Jahr 1864 erwarb Franzgrote aus Ennigerloh (Besitzer der Gaststätte „Altdeutsche Bierstuben“ im Drubbel, die später in den Besitz der Familie Nauert überging und im Jahr 1963 bei der umstrittenen „Drubbelsanierung“ abgerissen wurde), die baufällige Mühle, die kurz darauf im Jahr 1866 völlig zusammenbrach.

Geschichte der Windmühle

Die heutige Windmühle wurde im Jahr 1869, an der gleichen Stelle wie die Vorgängermühlen (Bockwindmühlen aus Holz, bei denen sich der ganze Mühlkörper drehte), von dem Mühlenbauer Franz Wiek aus Wadersloh, im Auftrag des Ennigerloher Wirtes Gerhard Franzgrote und seiner Ehefrau Anna, als Wallholländermühle mit stabilen heimischen Bruchsteinen und einer drehbaren Kappe errichtet.

Die Mühle hatte:

  • einen 3 Meter hohen Mühlenwall
  • eine Durchfahrt zum An- und Abtransport von Mahlgut
  • den Mehlboden, auf dem das gemahlene Mehl in Säcke gefüllt und gelagert wurde
  • den Steinboden mit 1,2 Meter großen Mahlsteinen und weiterer Mahltechnik
  • ein imposantes Räderwerk unter der Kappe
  • achtzehn Meter lange Flügel

Im Jahr 1910 erhielt die Mühle zwei eiserne Bruststücke damit die hölzernen Flügel nicht so schnell abbrechen konnten. Im Jahr 1923 wurde die Mühle noch mit einem Elektroantrieb ausgestattet, um die Leistung zu steigern. Trotzdem konnte keine Rentabilität erreicht werden, denn inzwischen hatten viele Bauern eigene Schrotmühlen. Ende der der 20-er Jahre des letzten Jahrhunderts wurde sie stillgelegt. 

Die verschiedenen Eigentümer der Mühle waren, wie dies aus dem Grundbuch hervorgeht, nach dem Erbauer Gerhard Franzgrote, Josef Badde, Große Höckesfeld, Heinrich Aufermann, die Brüder Bessmann und Theodor Hanskötter.

Mühlenpächter waren: Arnold Struick, Moritz Kleinschmidt, Doren, der Gerichtsschreiber Struick, Jobst Schwertfeger, Christoph Wilbrand, Bernd Kelker; der letzte Müller war Hubert Teckentrupp.  

Im Jahr 1938 verkaufte Theodor Hanskötter die Mühle an den heutigen Eigentümer, die Stadt Ennigerloh. Im Kaufvertrag wurde die Stadt Ennigerloh verpflichtet, die Mühle nicht mehr in Betrieb zu nehmen. Der Verkäufer wollte verhindern, dass Konkurrenz zu seiner Dampfmühle an der Mühlenstraße, entstehen konnte.

Nutzung und Sanierung der Windmühle von 1945 bis 2007

In der Zeit von 1945 bis 1949 wurden die Mahlsteine und verschiedene Mahlteile ausgebaut um die Mühle anderweitig zu nutzen. Der Grund hierfür war, dass die Stadt sich bei der Übernahme der Mühle im Jahr 1939 vertraglich verpflichtet hatte, die Mühle nicht mehr in Betrieb zu nehmen.  

Dr. Paul Schwake kann sich noch gut an die Demontagearbeiten erinnern, die unter der Aufsicht des Kaplans Schneider stattfanden. Sein Chef Pastor Wilhelm Wienhues, der besonders für seine salbungsvollen und außergewöhnlichen Predigten bekannt war, hat damals folgenden Spruch vom Stapel gelassen:

„Der Müller hat die Mühle verlassen und sterben lassen, da kam ein Schneider und hat sie wieder zu neuem Leben erweckt“.   

Von 1950 bis 1962 wurde die Mühle von der Kirchengemeinde St. Jakobus, Jugendlichen als Jugendheim zur Verfügung gestellt.    

Nach einer umfangreichen Renovierung im Jahr 1962 durch die Stadt Ennigerloh, wurde die Mühle von 1964 bis 2007 an den Ballonsportclub Ennigerloh vermietet. In dieser Zeit wurden folgende größere Maßnahmen durchgeführt:    

  • 1964   Anschluss an das öffentliche Kanalnetz
  • 1974   Erneuerung der Flügel
  • 1978   Grundsanierung der Mühle (Dachhaube, Flügelachse, Mauerwerk)
  • 1982   Erneuerung der Fenster und Imprägnierung des Mauerwerkes
  • 1985   Ausbesserung des Mauerwerkes
  • 1990   Teilweise Erneuerung der Flügel
  • 1990   Einbau einer Gasheizung
  • 1998   Konservierung des Mauerwerkes

Diese Aufzählung zeigt, dass es im Laufe der Jahre ständig notwendig war, vor allem das Außenmauerwerk, zu reparieren und zu sanieren. In den konischen Baukörper dringt ständig Regenwasser ein, daher wird besonders an der Schlagseite das Mauerwerk immer wieder ausgewaschen.

Die Mühle wurde im Jahr 1984 unter Denkmalschutz gestellt.  

Übernahme der Mühle durch den Mühlenverein im Jahr 2008 

Im Jahr 2006 hat der angehende Bauingenieur Dieter Neitemeier aus Ennigerloh seine Diplomarbeit über den baulichen Zustand und die Sanierungsmöglichkeiten der Mühle geschrieben. Bei der Untersuchung wurde festgestellt, dass die Bausubstanz so marode war, dass der Bürgermeister die Mühle anschließend, wegen akuter Einsturzgefahr, für Besucher sperren ließ. Dann wurde von der Stadt beim Land NRW ein Antrag auf Fördermittel zur Sanierung der Mühle gestellt, der jedoch abgelehnt wurde.

Im Jahr 2008 schlug dann die Stunde des Ennigerloher Mühlenvereins.

Die NRW Stiftung Natur-Heimat-Kultur in Düsseldorf, stellt Kommunen keine Fördermittel zur Verfügung, sondern nur Vereinen. Der Grund hierfür ist, dass Vereine, anders als eine Kommune, die „Muskelhypothek“ einbringen, d.h. hier werden von Vereinsmitgliedern manuelle Eigenleistungen erbracht und Mittel des Vereins und Spenden von Sponsoren eingesetzt. Mühlenvereine in Westkirchen und Beckum hatten von der NRW Stiftung früher Fördermittel erhalten.

Dies vorausgeschickt wurde am 3. April 2008 der Verein: Mühlenfreunde Ennigerloh e.V. Ennigerloh gegründet. Ziele des Vereins waren die Sanierung der Mühle und sie einer neuen Nutzung zuzuführen. Die Gemeinnützigkeit des Vereins wurde nach der Vereinsgründung vom Finanzamt anerkannt.   

Gründungsmitglieder und erste Vorstandsmitglieder waren:

1. Vorsitzender: Winfried Farke
2. Vorsitzender:Hermann Krift
Kassierer und Schriftführer:Dirk Edelmeier
Beisitzer:Walter Witte
Georg Aufderheide
Josef Franke
Kurt Schröder
Gründungsmitglied:Wilhelm Scholtz
Georg Tradt
Horst Schumacher

Zusammen mit der Stadt Ennigerloh wurde überlegt, welche öffentlichen Förderer wegen der Sanierung angesprochen werden können.

Um für die Förderanträge der notwendigen Sanierungsarbeiten eine zuverlässige Grundlage zu schaffen, wurde auf Basis der Diplomarbeit von Dieter Neitemeier, von dem Denkmalsachverständigen Sandmann Warendorf, Anfang 2009 ein Gutachten erstellt, das den maroden baulichen Zustand der Mühle aufzeigte. Es stellte sich hierbei heraus, dass alle tragenden Balken marode oder abgefault waren und ein sofortiges Abstützen der Balken, um die Einsturzgefahr zu beseitigen, notwendig war.   

Nach der Sondierung welche Institutionen Fördergelder zur Verfügung stellen könnten, wurden bei verschiedenen öffentlichen Förderern Anträge gestellt. Der Durchbruch kam als wir von der NRW Stiftung Anfang 2009 die Zusage über 120.000 € bekamen, jetzt konnte es losgehen. Mit der Stadt hat der Mühlenverein dann einen Pachtvertrag der Mühle über 25 Jahre abgeschlossen.

Sanierung und Erneuerung der Windmühle von 2008 bis 2013

Die Sanierung der Mühle wurde unter maßgeblicher Unterstützung des Denkmalamtes Münster als obere Denkmalbehörde und der Stadt Ennigerloh als untere Denkmalbehörde durchgeführt. Für die Durchführung der Maßnahmen standen der Architekt Reiner Seeliger und Herr Rohlfing vom Mühlenbauhof Minden Lübbecke zur Verfügung.

Die Sanierung erfolgte in mehreren Schritten, in Abhängigkeit der zur Verfügung stehenden Finanzmittel.

Folgende Maßnahmen wurden durchgeführt:   

  • Sanierung und Erneuerung der tragenden Balken (2009)
  • Innentreppen, Fußböden, Heizung. Sanitär und Elektrik (2009)
  • Sichtmauerwerk im Mühleninnern (2009)
  • Sanierung Südliche Durchfahrt (2009)
  • Sanierung nördliche Durchfahrt (2010)
  • Mühlenstumpf, Mühlenwall, Außentreppen (2010)
  • Sanierung Mauerwerk oberhalb des Walles und Außenbeleuchtung (2010)
  • Erneuerung Mühlenkappe (2011)
  • Sanierung und Erneuerung Mühlentechnik (2011)
  • Neue Stahlflügel, Eingangstür und Fenster (2012)
  • Außenanlagen/östliche Mauer und Informationstafel (2012)
  • Geländer, Dachrinnen, Sicherheitsstege (2013)                 

Im Heizungsraum befindet sich jetzt eine neue Gasheizung die auch die zusätzlich eingebaute Begleitheizung umfasst. Eine solche Begleitheizung mit niedrigen Temperaturen besteht aus Schlauchleitungen, die um die Balken herum im Mauerwerk verlegt sind, um die Balken vor eindringender Nässe zu schützen. Dadurch entsteht in den Räumen zusätzlich eine angenehme Grundtemperatur. Diese Begleitheizung ist ein „Pilotprojekt“, das es bisher in keiner anderen Mühle gibt.

Öffnung der Mühle für die Bevölkerung und abschließende Sanierung von 2013 bis 2022

Mit der Montage der neuen Flügel waren die wesentlichen Voraussetzungen geschaffen, die Windmühle nach fast 90 Jahren wieder in Betrieb zu nehmen. Die Ehrenamtlichen Müller, eine eigens dafür gegründete Gruppe der Mühlenfreunde, machte sich dazu fit. Und im Mai 2013 war es dann soweit: Während des Mühlenfest wurden die Segel gesetzt, anschließend drehten sich die Flügel im Wind, das erste Getreide wurde gemahlen. Die wundervolle alte Holztechnik funktionierte perfekt. Die Der Mehlboden als Trauungsort wurde mehr und mehr angenommen und bald schon konnte die 200. Trauung gefeiert werden. 2015 sagte sich dann der WDR an und drehte an einem Tag einen Mühlenfilm über die Aktivitäten in der Drubbelstadt.

In diesen Jahren etablierten die Mühlenfreunde rund um die Mühle ein festes Veranstaltungsprogramm mit Maibaum- und Mühlenfest im Mai, Deutscher Mühlentag zu Pfingstmontag und dem Tag des offenen Denkmals im September. Insbesondere das Mühlenfest wurde stetig weiterentwickelt, mit Gottesdienst, Maibaumaufstellen und Mühlenparty am Samstag, und einem bunten Mühlenfest für die gesamte Bevölkerung.

Daneben wird der Mühlenanger von Schulen und Kindergärten als Treffpunkt genutzt für Erntedankfeste, St. Martin.

In den vergangenen Jahren kamen so zwischen 2.500 – und 3.500 Personen in und an die Windmühle.

Hervorzuheben wären noch die Kooperationen mit den Schulen, besonders der Mosaik(grund-) schule, deren Gebäude direkt neben der Windmühle liegt: Beginnend mit dem Projekt „Vom Korn zum Brot“ wurde dort wertvolle Bildungsarbeit geleistet, die Windmühle sukzessive zum außerschulischen Lernort weiterentwickelt.

2019 feiert die Ennigerloher Windmühle den 150. Geburtstag mit zahlreichen Veranstaltungen über das Jahr verteil wobei das Maibaum- und Mühlenfest mit einem vielfältigen Programm über ein ganzes Wochenende den Höhepunkt darstellte.

Mit Corona fiel die Mühle kurzzeitig in einen Dornröschenschlaf. Doch unter Einhaltung der jeweils gültigen Beschränkungen gelang es frühzeitig wieder Angebote für die Ennigerloher zu schaffen. So wurde u.a. mit hohem Aufwand ein Open Air Kino auf dem Mühlenanger veranstaltet.

Die Mühlenmärchen für die Grundschulkinder etablierten sich als feste Veranstaltung, ebenso wie die Illuminierung der Flügel zur Adventszeit mit Lichterketten, die Kerzen darstellen.

Als letzter Sanierungsschritt wurde 2021 das Mauerwerk an der Ost- und Nordseite angegangen.

Erweiterung der Aktivitäten an der Windmühle ab 2022

In 2022 begannen die Planungen zur Errichtung eines Backhauses, die dann 2023 umgesetzt und in 2024 mit den ersten Backversuchen abgeschlossen wurden. Seitdem führt der Verein regelmäßig Backtage durch.

Im Laufe der Zeit wurde die Mühle mehr und mehr zum Veranstaltungsort und Treffpunkt der Ennigerloher. Die Mühlenfeste wurden zeitweise in Zusammenarbeit mit der „Alte Brennerei“ veranstaltet und auf 3 Tage ausgedehnt. Zur Adventszeit tritt an Chor in der Durchfahrt der Mühle auf, die passend der Zeit Weihnachtslieder singen.

Als letztes Projekt übernahmen die Mühlenfreunde die Federführung bei dem Projekt der Stadt Ennigerloh zur Erstellung einer Lauschtour, wobei die Mühle die 12te und letzte Position einer digitalen Stadtführung ist.

Das nächste Projekt ist die Errichtung einer Remise, u.a. als Raum für alte landwirtschaftliche Maschinen um die Geschichte vom Korn zum Brot noch anschaulicher darstellen zu können. Die Vorbereitungen sind im Gange und werden voraussichtlich im Frühjahr 2026 begonnen.

Die Geschichte der Mühle ist somit noch nicht zu Ende geschrieben, sie wird fortgeführt durch Erweiterung des Gebäudebestands und vielfältiger Angebote, um Brauchtum zu pflegen, Besucher aus nah und fern in und an der Mühle zusammen zu bringen und um als Ennigerloher Heimatsymbol weithin sichtbar zu sein.